© Freiwillige Feuerwehr Glinde

Denkmalgeschützte „Suck’sche Kate“ ein Raub der Flammen

Glinde (ffpr). Die unter Denkmalschutz stehende „Suck’sche Kate“ in der Glinder Innenstadt ist in der Nacht auf gestern (11.07.2023) komplett ausgebrannt. Da das Haus unbewohnt war, gab es keine Verletzten. Die Kriminalpolizei hat die einsturzgefährdete Brandruine beschlagnahmt und ermittelt nach eigenen Angaben „in alle Richtungen“.

Mehrere Anrufe von Anwohnern bei der Integrierten Rettungsleitstelle Süd in Bad Oldesloe und der Polizei ließen bereits Böses erahnen. Denn: Heller Feuerschein, meterhohe Flammen und Rauchwolken waren um 23:37 Uhr weithin über der Glinder Innenstadt zu sehen. Schon beim unmittelbaren Eintreffen der ersten Löschmannschaften brannte der als „Suck’sche Kate“ bekannte, reetgedeckte Fachwerkbau aus dem 18. Jahrhundert in voller Ausdehnung. Neben der Glinder Feuerwehr wurde aufgrund des bestätigten Brandes auch sogleich die Nachbarfeuerwehr aus Oststeinbek hinzualarmiert. Insgesamt rund 70 Feuerwehrleute bekämpften das Großfeuer bis in die späte Nacht und hatten 13 Einsatzfahrzeuge und zwei Abrollbehälter vor Ort. Über WarnApps wurde die Bevölkerung aufgrund des Qualmes im unmittelbaren Umkreis amtlich aufgefordert, Fenster und Türen zu schließen.

Das historische Kulturdenkmal in der Dorfstraße stand schon seit Jahren leer, galt aber nach wie vor als Wahrzeichen der Stadt. 1813 bezogen laut Stadtmarketing Peter und Anna Elsaben Suck die Kate gleich nach der Einmündung in den Bornweg. Später übernahm Sohn Carsten Hinrich Suck mit seiner Frau Catharina Magdalene das Gebäude, in dem 1845 der spätere Anbauer, Schumacher und Gemeindevorsteher Johann Hinrich Suck als deren erstgeborener Sohn zur Welt kam. 1855 ließ die Familie Suck die heutige Kate durch einen Zimmerermeister unter Verwendung von Teilen des baufällig gewordenen Vorgängerhauses errichten. Bis 2011 wurde sie noch von der Enkelin des „olen Suck un siene Frau“, Anni Hanke, bewohnt. Kurios: Im Garten befand sich zu der Zeit ein alter Schuppen, der vorübergehend der Glinder Feuerwehr diente, deren damaliges „Sprüttenhus“ nur wenige Meter weiter neben der Brücke über die Glinder Au stand.

In der Nacht auf gestern blieb durch das Großfeuer bis auf die Grundmauern und den Schornstein nichts mehr übrig. Die eingesetzten Wehren löschten aus fünf Rohren, einem mobilen Wasserwerfer sowie über zwei Wenderohre der Glinder Drehleiter und des Oststeinbeker Hubrettungs-/Rüstwagens. Mehrere Angriffstrupps der Feuerwehren gingen unter Atemschutzgeräten vor. Von der Feuerwehrtechnischen Zentrale (FTZ) des Kreises Stormarn wurden weitere Atemluftflaschen und Schläuche nachgefordert. Problematisch erwiesen sich die Löscharbeiten lediglich, da die in einem verfallenen Zustand gewesene Kate sehr zugewachsen war. Am Ende war alles vergebens; die ehrenamtlichen Helfer konnten nichts mehr retten. Gesamteinsatzleiter und Glindes Gemeindewehrführer Michael Weidemann zog vom Technischen Hilfswerk (THW) aus Ahrensburg einen Fachberater für statische Beurteilungen und den eventuellen Einsatz eines Baggers zu Hilfe. Vorsorglich stand ebenfalls ein Rettungswagen in Bereitstellung. Aber auch keine Feuerwehrleute zogen sich Verletzungen im Einsatz zu.

Schon nach kurz nach Mitternacht, als der Dachstuhl bereits in sich zusammengebrochen war, hatten die beiden Feuerwehren dank ihres massiven Vorgehens den Brand unter Kontrolle. Die Meldung „Feuer aus“ erfolgte um 1:20 Uhr, doch die Nachlösch- und Aufräumarbeiten zogen sich bis in den frühen Morgen hin. Nachdem die Oststeinbeker Feuerwehr aus dem Einsatz entlassen werden konnte, rückten auch die Glinder Einsatzfahrzeuge wieder ein. Doch in den Feuerwachen musste schließlich noch die Einsatzbereitschaft wieder hergestellt werden, sodass um 4:20 Uhr schließlich der Einsatz abgeschlossen war.

Am gestrigen Vormittag erkundeten sechs Glinder Feuerwehrleute erneut mit einem Löschfahrzeug und der Drehleiter die Lage und nahmen weitere Nachlöscharbeiten vor. Glindes Bürgermeister Rainhard Zug verschaffte sich bei Dienstantritt ein Bild von der Brandruine. Ihm und der Bevölkerung standen die Tränen in den Augen. Die Höhe des Sachschadens steht noch nicht fest, aber der ideelle Wert ist unwiederbringlich verloren. Die Denkmalschutzbehörde ist informiert. Neben Beamten der Glinder Polizei nahm die Kriminalpolizei aus Reinbek noch in der Nacht die Ermittlungen auf und beschlagnahmte den Einsatzort. Die Brandursache ist noch völlig ungeklärt. Da aber auch Brandstiftung derzeit nicht ausgeschlossen werden kann, suchen die Staatsanwaltschaft Lübeck und die Polizeidirektion in einer gemeinsamen Erklärung nach Zeugen. Wer am Montag (10. Juli) in der Zeit zwischen 23:00 Uhr und Mitternacht im Bereich der Glinder Dorfstraße verdächtige Personen beobachtet oder sachdienliche Hinweise geben kann, möge sich bei der Kriminalpolizei Reinbek unter Telefon 040 727 70 70 melden.

Glinde, 12.07.2023

Fotovermerke

Foto 1-3: (Foto: C. Leimig)

Foto 4-7: (Foto: Feuerwehr Glinde)

Foto 8: (Foto: Chronik Feuerwehr Glinde)

 

Heller Feuerschein wies schon von Weitem auf das Großfeuer in der Glinder Innenstadt hin. (Foto: Feuerwehr Glinde)

 

 Löscharbeiten der Feuerwehren Glinde und Oststeinbek an der „Suck‘schen Kate. (Fotos: C. Leimig)

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Überblick über die Einsatzstelle in der Dorfstraße von oben. (Foto: Feuerwehr Glinde)

 

Am Morgen nach dem Großfeuer: Der Morgen nach dem Großfeuer: Lageerkundung und kleinere Nachlöscharbeiten. (Foto: Feuerwehr Glinde)

 

Die Brandruine der „Suck’schen Kate“, von der nur noch die Grundmauern und der Schornstein übrige blieben. (Foto: Feuerwehr Glinde)

 

Das damalige Spritzenhaus der Glinder Feuerwehr (1927-1971) in der Dorfstraße. (Foto: Chronik Feuerwehr Glinde)